Schalk und Power strömen aus allen Poren
Tango-Sängerin Anja Stoehr mit dem Trio "Puro Apronte" bei genussvollem Abend in Landau

Von unserer Mitarbeiterin: Kirsten Gödeke



"Wie ausführlich bewiesen ist, wurde der Tango für mich erfunden", Anja Stoehr schaut verschmitzt in die Runde. Der Text ist eine ihrer herrlich treffenden Übersetzungen aus dem Spanischen, diesmal von Humberto Constantini und gibt Antwort auf die Frage "Warum ausgerechnet Tango?". Die Tango-Soiree am Freitag im Landauer Haus am Westbahnhof mit der Berliner Sängerin Anja Stoehr und dem Trio "Puro Apronte" gab dem Publikum sehr ausführlich Antwort auf diese Frage: "Warum eigentlich Tango?"

Schalk und Power strömen Anja Stoehr aus allen Poren. Die ausgebildete Schauspielerin übersetzt selbst die spanischen Texte in einer feinfühligen, witzigen und poetischen Art. Sie trifft den Atem der Lieder in ihrer Wortwahl, und sie trägt die Texte derart vor, dass dem Publikum unweigerlich die Gänsehaut über den Nacken schauert. Wenn sie singt, wird ihre Liebe zum Tango greif-, hör- und fühlbar. Ihre schöne ausdrucksvolle Stimme passt zu den melancholischen Stücken genauso wie zu den leichten, witzigen. Den Ausdruck des Tango hat sie in Argentinien gelernt - und das merkt man. Nicht umsonst gilt Anja Stoehr als "die" deutsche Tango-Sängerin, die keinen Vergleich mit ihren argentinischen Kolleginnen zu scheuen braucht. Mit "Puro Apronte" waren ebenfalls Musiker zugegen, die im deutschen Tango etwas gelten. Peter Reil ist Deutschlands bekanntester Bandoneon-Spieler. Er bringt sein Instrument zum Lachen und Weinen, ganz wie es der Tango erfordert. Robert Schmidt ist ein international erfahrener Tangopianist, dessen Liebe zum Jazz immer mal wieder durchblitzt. Zusammen mit Kaspar Domke am Kontrabass spielen sie den Tango "unter Dampf, das nämlich bedeutet "Puro Apronte".

Ob kraftvoll oder leise, schwungvoll oder zart, die Musiker zeigten, dass sie den Tango in einem breiten Spektrum beherrschen und ihm in ihrer Interpretation ihre eigene Note verleihen - und das wörtlich genommen, denn im Tango gilt wie im
 Jazz, dass man nicht an seinen Noten klebt, sondern den ganz persönlichen eigenen Ausdruck findet. Und noch eine Parallele gibt es: Die Musik steht und fällt mit dem Zusammenspiel, oft über Augenkontakt koordiniert, sind diese drei Musiker perfekt aufeinander eingespielt.
Inzwischen gehört die Tango-Soiree zur guten Tradition im Haus am Westbahnhof und wird gemeinsam mit der Landauer Tangotaverne organisiert. Wie immer wurden zwei Sets konzertant gegeben und beim dritten Set die Tanzfläche frei geräumt. Anschließend gab es noch bis spät in die Nacht Tangomusik von der CD für die Tanzbegeisterten, die aus Saarbrücken, Kaiserslautern und Frankfurt angereist waren. So gesehen war diese Soiree auch ein "wichtiger Meilenstein für die Landauer Tango-Szene", wie Martin Deisenrieder von der Landauer Tangotaverne sagt. Zum ersten Mal haben sich in Landau bei diesem Konzert hochkarätige Tänzer der deutschen Tango-Tanzszene getroffen. Als Zuschauer der sehr gut besuchten Veranstaltung kam man so in den Genuss, Tänzer auf allen Niveaus zu beobachten. Ein genussvoller Abend auf ganzer Linie.

Info

Wer Tango lernen will, hat dazu Gelegenheit bei einem Einsteigerworkshop am Samstag 31. Mai, 16 bis 19.30 Uhr, und Sonntag, 1. Juni, 16 bis 18 Uhr. Informationen und Anmeldung bei Marion Deisenrieder unter Tel. 06341 944120 und im lnternet unter www.tangotaverne.de.


Boten Tango vom Feinsten: Anja Stoehr und Musiker von "Puro Apronto".

FOTO: THÜRING

ROM - RHEINPFALZ ONLINE, Montag, 26. Mai, 03:45 Uhr