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Anja singt den Tango

"Baladas Para El Tango",
die erste CD von Anja Stoehr


Anja Stoehr

"Baladas Para El Tango"

(Danza Y Movimiento/EFA)


Deutsche Tangosängerinnen sind dünn gesät D gute umso mehr. Im Grunde kenne ich nur eine, die es wert ist, daß man ihre CD neben argentinische Aufnahmen ins Regal stellt: Anja Stoehr. Wo andere kaum einmal Spanisch beherrschen, hat sie sich nach ihrem Spanischstudium auf den Weg nach Buenos Aires gemacht, um sich dort den Akzent anzueignen und zu Füßen eines Tangosängers ihr Handwerk zu erlernen. "Baladas Para El Tango" ist nicht mehr ganz neu. Die CD ist in zwei Versionen D einmal als gewöhnlich formatierte CD, einmal mit einem nicht ganz A5-großen Booklet, bereits 2001 erschienen. Da die Aufnahme eigentlich nur eine Demo sein sollte, geriet niemand in Versuchung, das Album überzuproduzieren. Ein Studio, zwei Mikros, ein Piano und eine Stimme. Herausgekommen ist dabei eine Tango-CD von großer Unmittelbarkeit, ohne stilistische Schnörkel, charakterisiert durch das sichere und bestimmte Spiel des israelischen Pianisten Micky Landau (der zwar kein Tango-Pianist sein mag, aber eben doch ein guter Klavierspieler) und die erfrischend - und fast bestürzend - geringe Distanz Anja Stoehrs zu ihrem Material
etwas, das sie im Gespräch auch bestätigt. Ungewöhnlich sind die eingestreuten deutschen Passagen, Übertragungen der entscheidenden Textstellen. Die Auswahl der Lieder ist durchaus abwechslungsreich: es finden sich Klassiker wie Malena oder Nostalgias neben wenig Bekanntem oder gar Skurrilitäten wie "Unter den Pinien". Zum Tanzen gedacht ist das Ganze natürlich nicht
wenngleich einige Stücke eingeschränkt tanzbar sind. Meine Favoriten (obwohl das immer mal wieder wechselt) sind "Te Quiero, Che", schon wegen des unaufhaltsam-druckvollen Spiels von Landau, aber auch wegen des Lächelns in der Stimme der Sängerin (oder ist das nur meine Einbildung?); das lässig-selbstbewußte "Se Dice De Mi"; schon wegen der umwerfenden Einleitung "Baiada Para Un Loco"; und einfach weil es so schön ist, die schwungvolle "Milonga Sentimental". Aber was rede ich, der Rest ist auch einfach Klasse!